Gesprächsführung und die Gestaltung gemeinsamer Denkprozesse als Erfolgsbringer und Innovationsmotor in der Zusammenarbeit
Die zunehmende Komplexität in Folge der Digitalisierung führt dazu, dass einer alleine nicht mehr entscheiden kann was richtig oder falsch bzw. gut oder schlecht ist. Erfolgreich sind diejenigen, die miteinander nach Lösungen suchen. Es sind also neue Denk- und Beziehungsqualitäten gefragt. Der Dialog ist ein natürliches Verfahren, das die Chance bietet Denkprozesse zu erweitern und Teamprozesse zu qualifizieren. Der Dialog fördert kreatives Denken in sozialen Prozessen.
Dialogkultur – Individualität für ein erfolgreiches Miteinander
- Wie kann Zusammenarbeit im Spannungsfeld des digitalen Wandels und zunehmender Individualisierung neu gestaltet werden?
- Wie können die Handlungskompetenzen der einzelnen Mitarbeiter erhöht werden?
- Wie gestalten wir Prozesse, die Vertrauen, Eigenverantwortung und selbstorganisiertes Arbeiten fördern?
- Wie entsteht Eigenständigkeit im Sinne des Ganzen?
Eine dialogische Kultur schafft eine Umgebung, die innere Veränderung in Menschen und Teams ermöglicht und Mitarbeiter befähigt aus eigener Einsicht und Verantwortung zu handeln. Die Eigenständigkeit jedes Einzelnen wird aufgenommen und zugleich gefördert. Geistige Produktivität der Beteiligten und Selbstführung wird angeregt. Die Entwicklung passender Prozesse ist eine logische Konsequenz und erfolgt praxisnah im konkreten Arbeitszusammenhang. Aufgaben und Themen werden transparent sichtbar und jeder behält neben dem Individuellen das Ganze im Blick. Es entsteht ein wirkungsvolles, erfolgreiches und wertschätzendes Miteinander.

Die Kunst des Dialogs – mehr als das bloße Gespräch
Der Begriff Dialog stammt aus dem Altgriechischen „dialogos“ und bedeutet wörtlich dia „durch“ logos „Wort“. Mit Dialog ist aber nicht nur das Gespräch gemeint, es ist auch eine Art des Miteinander-Umgehens. Im Gespräch kommen wir miteinander in Verbindung und lernen zu verstehen. Wir treten in Beziehung, tauschen uns aus und helfen uns gegenseitig, eigene Einsichten und Initiativen zu entwickeln.
Das „Dialogische“ ist also umfassender, denn es geht auch um die gemeinsamen Suche nach Sinn und Erkenntnis. Das mag zunächst nicht im Zusammenhang mit dem Arbeitsalltag stehen. Gespräche sind jedoch Grundlage allen gemeinsamen Arbeitens, und die Qualität der Gespräche ist ausschlaggebend für nachhaltigen Erfolg, von der individuellen Begegnung zur Entscheidungsfindung über Problemlösungen und Innovationen bis hin zum Konflikt- und Krisenmanagement.
Dialogische Prozesse und Anforderungen
Die Entwicklung von Führung und Zusammenarbeit im wirkungsvollen Miteinander orientiert sich an den vier Dialogischen Prozessen. Die Prozesse basieren auf individueller Bewusstseinsleistung und setzen die Einsicht und den Gestaltungswillen der Beteiligten voraus. Ziel ist, starre Strukturen oder Verfahrensmuster aufzulösen und gegen dynamische Prozesse zu ersetzen, die die Individualität der einzelnen Menschen in der Zusammenarbeit verbinden.
- Individuelle Begegnung: Interesse an der Individualität der Menschen statt Rollenverhalten oder Instrumentalisierung des Anderen.
- Transparenz: Eigenständige Urteilsfähigkeit des Einzelnen in der gegebenen Situation statt Machtwissen oder Meinungsdiktatur.
- Beratung: Kreativität und Ideenbildung statt Tradition oder struktureller Vorgaben.
- Entschlusskraft: Tatsächliches Handeln aus Initiative statt Selbstverwirklichungsmentalität oder Beauftragung.
An Führung und Selbstführung stellen sich daher folgende Anforderungen:
- Persönlichkeitsentwicklung
- angemessener Umgang mit Komplexität
- Anregung und Entfaltung produktiver Fähigkeiten
- Verbindung von Individualität und Zusammenarbeit

„Der Dialog ist eine Chance, Neues zu entdecken, keine Garantie, Altes zu bewahren.“
David Bohm
Agiles Arbeiten und Dialogkultur
Im Kontext schneller Veränderungen und zunehmender Komplexität wird oft der Ruf nach agilen Arbeitsweisen laut. Die allgemein bekanntesten sind Scrum, OKR (Objectives & Key Results), Kanban und Design Thinking. Agile Methoden oder Frameworks sehen einfach aus, sind es aber bei weitem nicht. Immer wieder wird versucht agile Arbeitsweisen über Abläufe und Strukturen einzuführen. Auf diese Art und Weise werden vielleicht neue Handlungsweisen im Unternehmen etabliert, aber die Denkweise bleibt die alte. Früher oder später wird in Folge dessen nach altem Muster weitergearbeitet oder Mitarbeiter erdulden agiles Arbeiten als „neuer Wein in alten Schläuchen“. Scheitern ist vorprogrammiert!
Wer Agilität und eine Unternehmensentwicklung im Sinne einer Transformation anstrebt, sollte immer die Menschen im Betrieb berücksichtigen. Es braucht neue Denk- und Handlungsmuster und dies setzt persönliche Entwicklung jedes einzelnen voraus. Der Dialog unterstützt einen offene Unternehmenskultur, in der Informationen frei fließen und der Einzelne zu eigenen Einsichten gelangen und eigene Entscheidungen im Sinne des Ganzen treffen kann. Mit Hilfe des Dialogs lernen agile Teams gemeinsam zu denken, Ideen zu entwickeln, mit schwierigen, komplexen Themen konstruktiv umzugehen und Haltungen und Denkweisen zu entwickeln die zu mehr Innovationskraft, Flexibilität und Effektivität führen.

Warum mir das Thema am Herzen liegt
„Dialogische Führung ist ein seit Mitte der 1990er Jahre im Friedrich von Hardenberg Institut für Kulturwissenschaften in Heidelberg entwickelter Führungsansatz“ (Wikipedia). Als Gebietsverantwortliche bei dm habe ich angefangen damit zu arbeiten und nachfolgend in unterschiedlichsten Arbeitskontexten praktiziert. In sämtlichen Führungsfunktionen habe ich zahlreiche Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit in unternehmerische Disposition gebracht und meine Verantwortungsbereiche erfolgreich weiterentwickelt. Gerade im Kontext agiler Arbeitsweisen halte ich innovative Denkprozesse für essentiell. Es liegt mir am Herzen dialogisches Arbeiten weiter voranzutreiben, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass der Dialog ein Verfahren ist, das nicht nur der Arbeitsweise unseres Gehirns besser entspricht, sondern einen wesentlichen Beitrag zur psycho-physiologischen Gesundheit liefert.
Führung ersetzt Chaos durch Irrtum. Dialogische Führung bietet die Chance, den Irrtum allmählich durch die Einsicht aller Beteiligten zu ersetzen.
Karl-Martin Diez, Thomas Kracht